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Veroffentlicht am: 2011-12-26 Counter: 6927 Kommentar hinterlassen Fast einen Monat bereiteten wir uns auf die Fahrt durch drei Pflegeheime des Saporoshje Gebiets vor. Wir schrieben einen Aufruf an die potentiellen Sponsoren, bestimmten die Route und verabredeten uns mit den Leitern der Pflegeheime. Das Datum unserer Aktion näherte sich unerbittlich, aber es gab einfach keine Spenden dafür. Einige Freiwillige verteilten mehr als 1000 Handzettel auf den Märkten von Saporoshje, die handelnde Welt las über die geplante Aktion, aber der Erfolg war null. Die Voranzeigen in den lokalen Zeitungen halfen auch nicht.
Die Hoffnung verloren, in unserer Heimatstadt Unterstützung zu bekommen, schrieben wir einer Woche vor der Fahrt einen Aufruf an die ausländischen Sponsoren. Und bereits nach ein paar Tagen, wurde von Amerikanern mehr als 1700 Dollar Spendengelder gesammelt. Diese Menschen baten uns, ihre Namen und den Namen der Organisation nicht zu nennen und wünschten nur, dass die Kinder Gott für die erhaltenen Geschenke dankten.
Also, wir hatten das Geld für die Fahrt, aber es blieb uns noch, Preise und Geschenke zu kaufen und einige Organisationsfragen zu lösen.
Nach zwei Tagen verwandelte sich die Wohnung eines der Ehrenamtlichen in ein richtiges Spielwarengeschäft. Wir dachten nicht im Traum daran, dass Spielzeuge auszuwählen eine nicht leichte Aufgabe sei. Weil jeder von uns sich an seine Kindheit erinnerte, als man sich nichts aussuchen konnte. Wir waren begeistert zu sehen, welche wunderbaren Sachen für Kinder heutzutage vorhanden sind, dachten aber auch schmerzlich daran, dass es viele Kinder gibt, die dieses Spielzeug nicht kaufen können! (Diese Erkenntnis gab der Reise eine zusätzliche Notwendigkeit!)
Wir bemühten uns das zu kaufen, was nach unserer Ansicht, der intellektuellen und körperlichen Entwicklung von Kindern hilft, fördert und was sich für die Bedingungen der Pflegeheime eignet. Wir kauften Baukasten, Brettspiele, Bauksätze aus Holz, Sportwahren, Spielzeugautos aus Metall, Kuscheltiere, illustrierte Enzyklopädien, Märchen und große Landkarten von guter Qualität. Wir kauften auch zwei DVD- Player und ein Radio mit Kassettenrekorder und MP3–Funktion. Die Spielwarengeschäfte gewährten uns Preisnachlässe von durchschnittlich 10 bis 30 Prozent, wofür wir sehr dankbar sind.
Am Morgen des 9. Dezember 2006 gegen 8.00 Uhr, machte sich die bis über die Ohren beladene „Gazelle“ auf den Weg, das Zentrum von Saporoshje zu verlassen. Die Clownin Marina aus dem Zentrum der Kinderunterhaltung „Schekiland“, schloss sich auch unserem Team an. Wie sich später herausstellte, wurde gerade sie die Hauptheldin unserer Aktion.
Unser erster Aufenthalt war ein kleines Städtchen namens Wolnjansk, das 30 km von Saporoshje entfernt liegt. Der Mehrzahl der Bewohner des Gebietszentrums ist Wolnjansk als Standort der sogenannten „Zonen“ für deren Insassen und und eines Herstellers von Essbestecken bekannt. Vielleicht erhielt Wolnjansk seinen Namen dadurch, dass jeder Insasse von der Freiheit (russisch - „wolja“) träumt. Es stellte sich heraus, dass es in diesem Städtchen auch ein Pflegeheim für Kinder mit mentaler Entwicklungsverzögerung gibt, in dem mehr als 200 Kinder leben. Also entschieden wir, einen Abstecher dorthin zu machen.
Der Direktor, Ewgenij Wassiljewitsch Lachno, begrüßte uns zusammen mit den Leitenden des Heimes sehr freundlich. Uns wurden die Wunder der Gastfreundschaft gezeigt. Wir waren regelrecht verblüfft, als das speziell für uns vorbereitete Konzert des Kinderkollektivs mit Salz und Brot aufgeführt wurde. Es war nur deshalb anstrengend, weil die übrigen Kinder während der Lieder und Tänze kaum stillstanden.
Das machte aber nichts, weil wir doch die Clownin Marina dabei hatten, denn es würde ihr bestimmt gelingen, die Kinder aufzuwecken. Und Marina gelang es! Da trat sie den Kindern entgegen, im Nu löste sich die kindliche Befangenheit und schwand. Da strahlten schon die Augen von allen, die Kinder winkten mit den Händen, klatschten, tanzten herum und spielten Märchentiere! Die kühnsten nahmen an den Wettbewerben teil und bekamen Preise. Sollten das Kinder aus einem Heim sein? Gewöhnliche, ganz normale Kinder, und es schien so, als ob jetzt die Vorstellung endet und sie zu ihren Eltern laufen würden. Aber sie bekamen Geschenke und gingen mit den Heimerziehern in ihre Zimmer. Sie haben keine Eltern, die nun mit ihnen spielen würden.
Beim Tee sprachen wir mit Ewgenij Wassiljewitsch über das Schicksal dieser Kinder. Er erinnert sich nur an einige Fälle, als die Kinder aus diesem Heim adoptiert wurden. Und diese Versuche waren oft erfolglos. Wir erkannten im Gespräch, wie wichtig diese Arbeit für das Heimpersonal ist. Besonders bemerkbar macht es sich in Kleinstädtchen und auf dem Lande. In einem Heim zu arbeiten, ist ziemlich prestigeträchtig und die Leute halten sich an diese Arbeit fest. Es gibt wunderbare Pädagogen, die den Kindern Stickerei, Nähen, Modellieren und Tischlerei beibringen. Die von uns gesehenen Beispiele der Arbeiten können tatsächlich beindrucken.
Es ist bekannt, dass unser Leben wiederspruchsvoll ist. In den letzten zwei Jahren wird das Geld für die gute Beköstigung der Kinder in Pflegeheimen umgeschichtet – 25 Griwna pro Tag. Das heißt, dass zwar manchmal Ananasse und sogar roter Kaviar angerichtet werden, doch der Staat andererseits keinen Groschen für existentielle Dinge wie Garn, Tischlerinstrumente und Gewebe bereitstellt. Der Großteil der Werkstoffe wird von den Mitarbeitern des Heimes gekauft oder von Sponsoren geschenkt. Wir kamen auf die Idee, ein karitatives Internet-Geschäft für Kinderarbeiten zu organisieren, damit die Kinder doch irgendwelche Belohnung für ihre Mühe erhielten und Geld für die Werkstoffe bekämen.
Der Eindruck vom Heim in Woljansk war im Ganzen beiläufig: Die gepflegten Schlafzimmer und Klassen, Teppiche und Fernseher. Der Großteil von alledem kam in den letzten Jahren zusammen. Ewgenij Wassiljewitsch bat uns gelegentlich um Hilfe, die Freizeit der Kinder mitzugestalten – Konzerte, Ausflüge, Wanderungen sowie Reisen in andere Städte.
Da verabschiedeten wir uns vom gastfreundichen Städtchen Wolnjansk und wandten uns der benachbarten Kreisstadt Nowonikolajewka zu, wo sich ein Kinderheim für Kinder mit Sprachstörungen befindet. Nowonikolaewka empfing uns mit einem Kettenschlepper, der auf einem hohen Podest an der Einfahrt zur Siedlung steht. Wir sind so an die Denkmale von Panzern und Flugzeugen gewöhnt, aber die Panzer und Flugzeuge reichen nicht für jede Kleinstadt. Deshalb sind die Bewohner von Nowonikolaewka froh darüber einen zu haben.
In der Internatsschule von Nowonikolaewka wurden wir mit einem gut ausgerüsteten Sportplatz und einer wunderschönen Komposition zum Thema „Ukrainisches Dorf“ beeindruckt. Eine winzige Hütte mit Strohdach, eine kleine Kirche aus Holz, eine kleine Brücke und eine Mühle – alles wurde von den Heimkindern und den Mitarbeitern der Internatsschule unter den geringstmöglichen Materialkosten hergestellt. Der Verfasser fasste lange keinen Mut, an die Hütte zu gehen, weil ein böser Hund aus der Hundehütte hinausblickte..., der sich als imitiert, aber meisterhaft gemacht, erwies. Vielleicht war diese Komposition dank diesem Hund bis dahin von den Vandalen nicht zerstört worden. Alles in Nowonikolaewka ist gut durchgedacht. Warum könnte man nicht in jedem Kinderheim auch solch eine Ecke schaffen?
Also, etwa 100 Schützlinge warteten auf uns in der Sporthalle. Ich frage die Clownin Marina, ob sie mit einer solchen Menge zurechtkäme, keine Angst habe? Nein, alles würde OK sein, je mehr frohe Kindergesichter es gäbe, desto größeren Spaß bekäme sie bei der Arbeit.
Und auch hier freuten sich die Kinder närrisch, sie riefen, sangen und tanzten. Marina bot an, dass vier Freiwillige zu ihr zu kommen sollten. – Da schnellten 50 Menschen in die Höhe und rannten zu ihr, bereit sie in Stücke zu reißen. Ja, der Beruf der Clownin ist sehr gefährlich...
Die Vorstellung war zu Ende und wir aßen mit der Leiterin des Lehrpersonals, Galina Michajlowna, im Internatspeiseraum zu Mittag. Der Gedanke, dass Internat keine Arbeit, sondern Diagnose sei, klang aus ihrem Mund. Wir waren sofort mit ihr einer Meinung. Weil, selbst geprüft.
Unsere Ehrenamtliche Sweta überzeugte uns vor der Reise, dass zwei Stunden für ein Kinderheim viel zuviel seien, doch es war fast unmöglich, unser Programm kürzer zu gestalten. Wir verstanden nach Wolnjansk und Nowonikolajewka, dass zwei Stunden wie eine Sekunde sind. Sogar ein Tag reichen bei weitem nicht für ein Kinderheim. Wir müssten eigentlich schon in Guljajpole sein, aber wir hatten gerade erst Nowonikolajewka verlassen. Es wurde dunkel und niemand von uns kannte den Weg. Wir fuhren und fuhren, aber keine Spur von Guljajpole... Eine rauhe Gegend... Verfallene Hütten... In einem Wort gesagt - durch das Feld spaziert (russ.“guljaj“ - spaziere und „pole“ – das Feld). Nun mussten wir anhalten. Vor uns verwandelte sich die Bahn in einen zerklüfteten Erdweg. Wir erkannten, dass wir uns verfahren hatten. Man erklärte uns in einer der Hütten, wie man weiter fahren musste. Wir waren also gezwungen, ein paar Kilometer zurückzufahren.
Mit zweieinhalb Stunden Verspätung erreichten wir das Kinderheim von Guljajpole. Niemand hoffte noch uns zu sehen. Aber wir kamen doch noch. Alles war fertig. Etwa 150 Kinder waren dort in der Aula versammelt. Überdies verabredete ich mit dem Direktor, keine besonderen Vorbereitungen für unser Kommen zu treffen. Arme Marina, jetzt wird sie sicher viel zu tun bekommen!
Wir dachten in Wolnjansk, dass es bei den Kindern wirklich lustig zuging. Wir dachten in Nowonikolaewka, dass es kaum lustiger sein könnte. Und in Guljajpole gab es noch Musik dazu. Und sehr viele Kinder. Es war erstaunlich, dass die Aula nicht auseinander fiel. Die Jungen aus den Oberklassen zeigten improvisierend Hip-Hop, der ihnen sehr gut gelang. Die Oberstufenschülerinnen sangen auf der Bühne. Die Kleinen tanzten und trampelten im Takt der Musik. Die "Väterchen Frost" tanzten mit den Schneeweißchen im Arm. Und auch zum erstem Mal in meinem Leben hörte ich 150 Kinderstimmen auf Kommando von der Clownin gleichzeitig „ Hallo“ rufen! Und wieder dieselbe Frage in meinem Kopf – wo sind denn die Eltern dieser Kinder?
Die Lautlosigkeit berührte unangenehm das Ohr ... Wir saßen in einem heimlichen Zimmerchen, das es in in jedem Speiseraum gibt. Hier wurde für uns ein wunderbares Abendessen serviert – Borschtsch mit riesigen Fleischstücken, Braten und Pelmeni, Saft... Wir sind in Guljajpole, in der Heimat von Machno. Vielleich deshalb leben hier solch lebhafte Kinder, die nicht ruhig sitzen können. Wir hätten schon lange zu Hause in Saporoshje sein müssen. Wir teilten einander unsere Eindrücke des Erlebten, die uns überfluteten. Die Clownin Marina erklärte, dass sich in ihrem Bewußtsein heute vieles verändert hätte. Sie sah noch nie auf den Festen mit Familienkindern so viel Freude in ihren Augen, wie sie es heute in den Augen der Waisen sah. Vielleicht wird es ab heute einen Menschen mehr in unserem Team geben...
Wir erreichten Saporoshje spätabends gegen 22.30 Uhr. Ich konnte lange nicht einschlafen, die Szenen von heute drehten sich vor meinen Augen. Wenn es doch mehr solcher Tage im Leben von jedem gäbe!
Wir danken namentlich:
- der Organisation der Christen in den USA, die $ 1,700 für die Aktion spendeten
- der Firma „U – Pharma-Trade“ für das zur Verfügung gestellte Kraftfahrzeug „Gazelle“
- dem Fahrer Wadim
- der wunderbaren Clownin Marina aus dem Zentrum „Schekiland“, Sdt. Saporoshje
- Igor aus Saporoshje, der ein Kinderfahrrad und die Kleidung für die Waisenkinder spendete
- Irina Fonarjowa aus Chicago für 18 Fußbälle
- dem Geschäft für ausbildende Spielwaren „Neznajka“ aus Zaporozhje für den Preisnachlass von 10 -15 % beim Kauf der Spielwaren
- der Administration und den Schützlingen der Kinderheime für ihre herzlichen Gastfreundschaft und das Essen für die Ehrenamtlichen
- den Ehrenamtlichen Olga, Sweta, Nadja, Irina, Walera und Albert, die die Reise begleiteten
- und dem lieben Gott, der die ganze Zeit seine schützende Hand über uns hielt!
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