Waisen und kranke Kinder von Zaporoshye, Ukraine
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Waisen und Adoption: Ukrainischer Stillstand

Nahezu 12 000 ukrainische Kinder bedürfen der Adoption. Aber wegen des Wesens der ukrainischen Gesellschaft und nationaler Gesetzgebung, verbleiben und werden viele Waisen verbleiben ohne Eltern aufzuwachsen. Außerdem werden dann erwachsen, ungefähr 25 000 elternlose Kinder ebenso heimatlos sein.

Autor: Iryna Shevchenko, www.deti.zp.ua ins Deutsche von: Thomas Paul, www.unian.info
Veroffentlicht am: 2018-04-24 18-00-00   Counter: 17042
  
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Kürzlich fand ein Mann in Odessa eine Tasche mit einem neugeborenen Baby auf der Straße. Die Mutter verließ ihr Baby offensichtlich außerhalb des Regionalen Krankenhauses mit dem "Erbe" von einiger Babykleidung, Windeln und dem Zettel, auf dem der Name des Kindes stand - Ivan. "Die Polizeistreife untersuchte das Kind und rief sofort einen Krankenwagen. Nach den Ärzten ist das Baby zirka zwei Wochen alt," wie der Pressedienst der Odessa Streifenpolizei berichtete. Prinzipiell, besteht unter günstigen Umständen eine kleine Chance für das Kind, eine neue Familie zu bekommen. Aber leider erleben die meisten Geschichten verlassener Kinder kein glückliches Ende.

Gemäß der Sprecherin der Allianz Ukraine ohne Waisen, Svitlana Kharchenko, leben derzeit etwa 104 000 Kinder in ukrainischen Waisenheimen. "Von denen können nur wenig über 6 500 adoptiert werden. Die übrige Anzahl besteht aus Kindern, die auf Bitten ihrer eigenen Eltern in Internatseinrichtungen untergebracht wurden. Deshalb können diese nicht adoptiert werden," sagt sie.

Zusätzlich können weitere 12 000 Kinder eine Familie erhalten, nämlich durch das Aufziehen in Familien und familien-typischen Waisenheimen oder bei Vormündern bzw. Pflegepersonal, somit eher als adoptiert zu werden.

Dennoch können diejenigen mit der Chance zur Adoption, nicht zwangsläufig zu den glücklich Auserwählten zählen. Es ist so, dass für die meisten Familien, die Adoption in Betracht ziehen, ein "perfektes Kind" ein gesundes Baby unter 10 Jahren (umso besser ein Säugling) bedeutet, das keinen Zwilling hat. Aber, nach Svitlana Kharchenko, gibt es nur wenige Hunderte Kinder in der Ukraine, die in diese Beschreibung passen. Zur gleichen Zeit, dürften beinahe 90% der zur Adoption bereit stehenden, sich in den Jugendjahren befindlichen Kinder etwas krank sein. Darüber hinaus, haben fast 100% der Fälle Brüder oder Schwestern. Leider sind nur 5% der zur Adoption bereiten Haushalte OK für die Aufnahme von Kindern über 12 Jahre.

Angesichts derartig grimmiger Statistiken glauben die Experten, dass es nun erforderlich sei vom Prinzip "ein Kind für die Familie finden", mit "eine Familie für das Kind finden" voranzugehen. "Ältere Kinder bedürfen ebenso elterlicher Fürsorge. Aber die Familien müssen sorgfältig vorbereitet sein, bevor sie diese Kinder aufnehmen, denn diese sind schon verletzt, gelten als "schwierig", denn sie haben Narben am Körper und in ihren Herzen. Es sollte professionelle Beratung beim Prozess der Auswahl von Adoptionskandidaten und dem Finden von Eltern für ein bestimmtes Kind geben," meint Kharchenko.

Nach ihrer Auffassung sollte für die erfolgreiche Umsetzung des Fortschritts eine legislative Norm eingeführt werden, die die Anwärter der Adoption verpflichten, vorab einiges Training zur Begrüßung ihres neuen Kindes aufzunehmen. Weiterhin glaubt die Expertin, solche Ausbildung würde auch für diejenigen nützlich sein, die sich entscheiden biologische Eltern zu werden. Dies sei der Weg, das Entstehen von möglichen Waisen zu verhindern.

Elternschaft ist etwas, was gelernt sein sollte

Ebenso glaubt der Vorsitzende vom Ukrainischen Wohltätigkeitsfonds - Verändere ein Leben - Leonid Lebedev, Elternschaft ist etwas das Menschen lernen. Ihm zufolge entstehen die größten Fehler der meisten Erwachsenen in ihrer Annahme, dass jeder von ihnen automatisch Mama oder Papa sein wird, aber so funktioniert es nicht. "Das ist auch ein Beruf, und du solltest lernen wie Dinge zu tun sind sowie beständig deine elterlichen Potentiale zu verbessern," sagt der Mann, der selbst über eine beträchtliche Erfahrung in der Adoption besitzt. Zusammen mit seiner Frau zieht er sechs Pflegekinder auf.



Nach seinen Worten besteht in der Furcht das größte Hindernis zur Adoption. "Das ist so, weil potentielle Eltern die Gene und das Karma fürchten und glauben, das Kind werde fast immer in den "schlechten" Fußstapfen ihrer biologischen Eltern gehen. Es besteht aber kein Anlass besorgt zu sein. Die Art, wie du das Kind aufziehst, wird die Person in ihm formen."

Natürlich gibt es Fälle, bei denen einige Familien ihre Pflegekinder weiter verletzen, indem diese Familien ihre Fähigkeiten überschätzen, sich nicht an Psychologen wenden, wenn diese gebraucht werden, und sie nicht mit anderen Familien kommunizieren, die ähnliche Erfahrungen machen. Obendrein sind in den schärfsten Fällen die Kinder sogar ins Waisenheim zurückzunehmen. Gemäß den offiziellen Daten des Ministeriums für Sozialpolitik der Ukraine, stellten die Gerichte für diese Fallkategorie 21 Anordnungen im Jahr 2015 aus. Dieses Jahr sind 16 Kinder zum Staat unter dem Adoptivgewahrsam zurückgekehrt.

Leonid Lebedev ist über diese Situation äußerst empört. Und dennoch schaffte es der Fonds nach Lebedevs Worten, in den vergangenen zwei Jahren für 151 Kinder Familien zu finden. "Ich erhielt vor kurzem ein Dankschreiben von einer US-amerikanischen Frau, die sich bei uns für ihren Sohn bedankte. Es ist ein jetzt drei-vier Jahre alter Junge mit dem Namen John. Er ist ernsthaft krank, so dass wir uns freuen konnten, ausländische Adoptierende für ihn zu finden. Ich glaube, sie tun alles zu seiner Genesung," sagt Leonid.

Problematischer Vorgang

Tatsächlich nehmen oft Ausländer kranke Kinder aus der Ukraine in ihre Familien auf. Allerdings ist nach dem Ministerium für Sozialpolitik, die Anzahl der durch Ausländer adoptierten Kinder schrittweise zurückgegangen. In 2012 wurden 2 000 Kinder adoptiert, 674 in 2013, 524 in 2014, während im letzten Jahr die Zahl auf 379 fiel. Über neun Monate in 2016 wurden nur 272 Kids durch Ausländer adoptiert. Staatsbürger der Ukraine adoptierten in diesem Jahr zusätzlich 1 081 Kinder.

Im Allgemeinen erfordern die gesamten Formalitäten drei bis sechs Monate. Auf dem Papier schaut alles ziemlich einfach aus. Du must zuerst einen Antrag bei deinen örtlichen Sozialdiensten einreichen. Innerhalb von zehn Tagen muss die Agentur die Lebensbedingungen des Antragstellers (m/w) prüfen, eine Entscheidung über die Möglichkeit der Adoption entwerfen und dann die BewerberInnen als Kandidaten zum Adoptieren eines Kindes registrieren. Anschließend werden die Kandidaten mit Unterlagen über Waisen vertraut gemacht, danach das Kind kennengelernt und ein weiterer Antrag (dieses Mal für die Adoption) eingereicht, dann beginnen die Sozialdienste wieder zur prüfen und der Gerichtstermin erfolgt. Nach alledem, wird das Kind ein Mitglied der neuen Familie.

Jedoch läuft nach Expertenmeinung der Vorgang oftmals verzögert ab. Erstens, weil die Familien häufig nicht das Kind finden, welches dem "Idealbild" entspricht, das sie sich in ihrer Vorstellung ausmalen.

Zweitens, ist es wegen der Korruption im Adoptionsprozess. Gemäß der Sprecherin der Allianz Ukraine ohne Waisen, Svitlana Kharchenko, können Bedienstete in den Gerichten oder Sozialdiensten von den Eltern Bestechungsgelder erpressen, indem sie versprechen "den Vorgang zu beschleunigen". Und Familien erklären sich dazu einverstanden, wie Experten aufgebracht erklären. Ferner lehnen diese es ab, über Korruptionsmissbräuche auszusagen, in der Furcht, das Kind könne am Ende verletzt werden und die ganze Adoptionsaktion fehlschlagen.



Die Fachleute nehmen an, dass viel von der Beharrlichkeit potentieller Eltern und ihrem Rechtsbewusstsein abhängt. "Wenn du Gesetze kennst, kannst du das Kind aus diesem System herausziehen, ohne zusätzliches Geld auszugeben. Aber falls du bereit bist ein Kind zu kaufen, werden sie dir dieses verkaufen."

Es gibt auch gewisse rechtliche Hürden, die Kontrollen hemmen festzustellen, ob das Kind in seiner neuen Familie gut aufgehoben ist. Zum Beispiel in Fällen ausländischer Adoption, versuchen Konsulate der Ukraine mit den zuständigen Behörden der Auslandsstaaten zu kooperieren. Solange die Ukraine noch nicht die Konvention zum Schutz von Kindern und zur Zusammenarbeit in Angelegenheiten der zwischenstaatlichen Adoption (Haager Konvention) ratifiziert hat, ist das Land kein Mitglied des allgemeinen Rechtsrahmens und besitzt keine Macht, Informationen über die adoptierten Kinder zu fordern.

Es bestehen ähnliche Schwierigkeiten innerhalb des Landes. Generell besitzen Sozialdienste das Recht, die Familien mit adoptierten Waisen innerhalb von drei Jahren einmal zu aufzusuchen. Wegen des sogenannten Adoptionsgeheimnisses jedoch, stellt jede Enthüllung über den Vorgang ein Verbrechen dar. Folglich sind nach Svitlana Kharchenko, den Sozialarbeitern gewissermaßen die Hände gebunden. Die Allianz ist davon überzeugt, dass das Adoptionsgeheimnis ein schlechtes Sowjet-Erbe darstellt, welches das Land so schnell wie möglich loswerden sollte.

Patenschaft als ein Schritt in Richtung Sozialisierung

Ein weiteres unglückliches Erbe der Sowjet-Ukraine ist lange Zeit die volle soziale Disorientierung der Teenager gewesen, die aus den Internaten in die reale Welt traten. Nach dem Erreichen eines gewissen Alters befanden sich die jungen Leute "außerhalb der Tür" in allen Bedeutungen. Die meisten von ihnen hatten nichts, wohin sie gehen und wo sie leben konnten, sodass sie Bettler wurden und Verbrechen begangen.

Um nun den Kindern und Jugendlichen den richten Weg zu zeigen, begannen Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) für die praktische Einführung der sogenannten Patenschaft zu kämpfen; mit einem Paten als bedeutenden Erwachsenen im Leben des Kindes, dem sie vertrauen und der dem Kind helfen kann, ein unabhängiges Leben nach dem Internat zu führen.

Gemäß dem vom Präsidenten Beauftragten für die Kinderrechte, Mykola Kuleba, ist die Betonung bei der Patenschaft mehr auf die dringenden Bedürfnisse der Kinder als auf Adoption zu richten. "Es handelt sich um das Aufnehmen dieser Kinder für ein Wochenende, gemeinsames Backen oder ein Omelett zu braten... Kinder in den Waisenheimen wissen nicht, wie in diesen Situationen zu handeln ist," sagt er.

Dabei sollte beachtet werden, dass nicht jeder ein Pate (m/w) werden kann. Bei der Auswahl mit eingebundene Experten stellen fest, dasss "diese Arbeit solche Qualitäten wie Geduld" beinhaltet, weil die schwierigen Momente auch ein Teil des Jobs sind. "Daher sagen wir den Leuten, dass Patenschaft bzw. Mentoring nicht nur eine emotionale Entscheidung sein sollte. Die Person muss erwachsen sein," erklärt Psychologie-Coach Alla Soroka, die am Training der potentiellen Paten teilnimmt.

Gegenwärtig funktioniert die Praxis des Mentoring in der Ukraine aufgrund der Anstrengungen von der NRO One Hope. Das Gesetz über die Einführung der Patenschaft bzw. des Mentoring bei der Erziehung von Waisen, wurde jedoch erst im September angenommen. Der Präsident hat das Gesetz bereits unterschrieben. Deshalb besteht die Hoffnung, dass mit jeder Woche mehr Kindern aus Internaten erlaubt wird zu lernen, gesellschaftsfähig zu werden sowie zu leistungsfähigen Mitgliedern der Gesellschaft.

Der Bedarf an Regierungsunterstützung

Allerdings können sogar Paten einige der Probleme nicht lösen. Beispielsweise, werden ohne umfassende staatliche Unterstützung über 25 000 Staatsbürger der Ukraine, die die Waisenheime nach Erreichen des Höchstalters verließen, gezwungen sein auf der Straße zu leben. Das ist so, weil sie kein Zuhause haben. Nach den Worten der stellvertretenden Vorsitzenden der Allianz zum Schutz von Kinderrechten, Alina Tirnovenko, stellte der Staat in 2015 den Waisen 215 vorübergehende Anwesen zur Verfügung, aber dies deckt nur 1,8% des Bedarfs.

"Der einzige Weg das Problem zu lösen besteht darin, die Ausgaben für die Unterkunft auf allen Ebenen mit Abstufung und Ernennung Bediensteter bis zur untersten Ebene zu planen - die örtliche Regierungen des Gebiets, wo die Person den Status des Waisen erhielt oder als der Obhut beraubten Person," sagt der stellvertretende Direktor der Abteilung für Kinderrechte und Adoption bei Ministerium für Sozialpolitik, Volodymyr Vovk.

Laut ihm ist, um gleichzeitig das Problem der Unterkunft für Waisen zu lösen, ein Gesamtbetrag von 3 Milliaren UAH öffentlicher Mittel erforderlich. "Das würde ohnehin kein Zuhause sein, nur ein Obdach," sagt er.

Zieht man hingegen in Betracht, dass das Wirtschaftsministerium im vergangenen Sommer von genau 3 Milliarden UAH an Einsparungen durch das electronische System für Öffentliche Auftragsvergabe ProZorro berichtete, oder angesichts der Tatsache, dass es die Ukraine sogar schaffte, genau 3 Milliarden UAH zur Wiederherstellung der Infrastruktur der Regionen Donetsk und Luhansk zuzuteilen, sollte der Staat Wege suchen den Kindern aus ukrainischen Waisenheimen mit etwas Unterkunft zu versorgen, sind sie erst einmal aus den Türen ihrer Internate gegangen.





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