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Veroffentlicht am: 2011-12-28 12-30-00 Counter: 5098 Kommentar hinterlassen Der erste Tag im Dezember... Wir fahren aus dem “Kalinovka”, nach der Eröffnung eines Familienkinderheimes..., die dunkle Autobahn, der erste Schnee..., und der Gedanke „O Gott, ich bin doch so glücklich, weil ich ja eine liebende Familie, ein gemütliches Haus und ein Leben außer meinen vier Wänden habe! Es ist ja so ein großes Glück, dass ich dies einfach habe! Dass ich nicht wie diese neun Kinder seit Jahren warten musste, wie bis zu ihnen ins Heim an einem abgelegenem Ort Volontäre kämen und mir eine Familie schenkten!“
Ich erinnere mich noch gut daran, wie die Idee mit der „Kalinovka“ bei uns entstanden ist. Ich kann mich noch mit Entsetzen an Alberts Stimme erinnern: „Du kannst dir gar nicht vorstellen..., das ist wie ein Alptraum..., Unsere Hämatologieabteilung ist im Vergleich zu Kalinovka ein richtiger Kuraufenthalt!“. Ich erinnere mich daran, wie wir nach dem besten Weg suchten, um nicht nur darüber zu reden, sondern auch den Kindern ihr Leben wirklich menschenwürdiger zu machen. Dann kamen Anja Heraschtschenko und Marjana Voronovitsch in unser Team und brachten System in unsere Arbeit und führten uns auf den richtigsten Weg. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Photos der Kinder aus dem Heim... Es war schon interessant, dieselben Kinder heute zu beobachten. In vier Jahren haben sie sich geändert und sehen erwachsener aus. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sich der Traum mit dem Familienkinderheim entwickelte. Das Heim sollte ein echtes Zuhause für neun Kinder werden, ein Haus, wo sich Kinder wohl fühlen, dabei auch lernen und sich entwickeln könnten. Als wir damals eine Kalkulation aufstellten, was der Traum uns kosten würde, haben wir uns an den Kopf gegriffen und ernsthaft gedacht, ob jemand überhaupt den behinderten Waisen, die die Ärztekommission für lernunfähig und perspektivlos erklärt hat, solches Geld geben wird?! Was für ein großartiges Gefühl..., jetzt fahren wir nach der Eröffnung dieses hart erkämpften Familienkinderheimes nach Hause. Nur 19 Monate sind vergangen, seit wir unseren phantastischen Traum zum ersten Mal auf unserer Webseite vorgestellt hatten!!!
Dieser Tag war für alle Beteiligten sehr beeindruckend. Der ganze Tag und manche Einzelheiten, die Bilder, die uns alle tief berührt haben und es immernoch tun, wenn wir sie anschauen.
Alle Kinder haben zusammen über die Sonne, den Himmel und die Mama gesungen. Besonders laut haben sie alle das Wort “Mama“ gerufen. Fast ein Aufschrei! In dem Moment waren sogar Tränen in allen männlichen Augen. O Gott, woher kennen diese Kinder, die nie die Wärme von mütterlichen Händen gefühlt haben, dieses Wort “Mama“?! Woher wissen sie, wie wichtig es ist, dass die Mama immer da wäre? Obwohl, wahrscheinlich kennt niemand besser als diese Kinder, wer und was ihnen fehlt, um glücklich zu sein.
Die Kinder, die uneingeschränkt gehen können, schieben die Rollstühle, in denen ihre Freunde sitzen, die ohne dieses Fortbewegungsmittel wesentlich stärker eingeschränkt wären. Nicht jeder von ihnen ist uneingeschränkt lernfähig bzw. in der Lage, seinen Rollstuhl in engen Ecken problemlos zu führen. Besonders verantwortlich und sorgfältig ist Sascha – ich sehe, wie er den Rollstuhl von seinem Freund abfängt und ihn auf die Bremsen stellt und denke sofort – das ist doch ein echter älterer Bruder!
Die jungen Mitarbeiterinnen der Moskauer Beratungsgruppe „Bagira“, die den Großteil der Kosten für die Hausrenovierung übernommen hat, diese angesehenen Geschäftsfrauen, wie sie ausgelassen mit den Kindern auf dem Teppich krabbelten, die Teile dem Baukasten holten und mitbastelten, wie sie lachten, als sie die Luftballons hoch warfen! Ich habe das mit Erstaunen beobachtet und dachte zu mir, dass diese Menschen ihr Geld nicht deshalb in den so dringenden Hausbau angelegt haben, weil Wohltätigkeit ein Attribut des sozial verantwortlichen Geschäftes ist, sondern weil sie wirklich am Wohl der Kinder interessiert sind. Ihnen ist nicht egal, unter welchen Bedingungen diese Kinder wohnen und nicht egal, welche Zukunft sie haben. Ihnen ist nur eines egal – dass den diesen jungen Menschen Perspektivlosigkeit bescheinigt wurde!
Löscha Romanov beobachtet still das lustige Getümmel von anderen Kindern. Er spricht so undeutlich, dass ihn nur wenige verstehen. Deshalb zieht er auch keine Aufmerksamkeit auf sich, wozu auch, wenn ihn sowieso niemand versteht. Wenn aber jemand auf ihn zukommt und ihn anspricht, wird er sofort lebhaft und zeigt damit, dass er sich darüber freut. Unser Traum ist es, Löscha das Schreiben auf dem PC beizubringen, damit der Junge die Möglichkeit erhält, uns über seine Gefühle und Träume zu erzählen.
Serözha ist der redseligste von den Bewohnern des Familienkinderheimes.
„Fährst Du schon weg?“ - Werde ich vom Jungen gefragt.
„Ja, ich muss arbeiten,“ sage ich und denke daran, dass die Kinder hier kaum verstehen, was das Wort „arbeiten“ bedeutet.
„Arbeitest Du mit Albert zusammen? Was machst Du?“ - Fragt mich der Junge weiter.
„Ich helfe Kindern“
„Den anderen behinderten Kindern?“
„Behinderten und auch Kindern mit verschiedenen Krankheiten“
„Du hast einen wohltätigen Job. Ja, dann musst Du wirklich fahren,“ sagt Serözha nachdenklich. Ich schaue in sein Gesicht und frage mich, wie konnte dieser Junge in ein Heim für lernunfähige Kinder kommen? Und stelte mir mit Bedauern vor, dass seine geistige Entwicklung wahrscheinlich die von gleichaltrigen Kindern wäre, wenn er die Chance gehabt hätte, in einer Familie aufzuwachsen.
Löscha Makarov ist unser „Sternchen“ - ein Junge, der keine Beine und keine Arme hat, aber trotzdem Spielzeug von anderen Kindern abnehmen kann; außerdem kann er malen, die Stecktürme bauen und viele andere Dinge machen. Während seine Spielkameraden sich an Luftballons erfreuen, untersucht Löscha sehr aufmerksam den Inhalt seines Geschenkkorbes. Langsam aber sicher, holt er mit den Zähnen das Spielzeug heraus, legt es neben sich auf den Teppich hin und schaut es an. Wenn jemand ihm zu helfen versucht, empört er sich: Er sei doch ein selbstständiger Junge und kann selbst mit seinem Spielzeug klarkommen!
Jurtschik, der zu mir auf den Arm wollte, befahl - „zu Valja!“ (eine Erzieherin), und wenn wir anrollten, sagte er: „Valja, guck mal, das ist meine Mama.“ Und danach stellte er mich allen Erzieherinnen, die im Hause waren, als seine Mutter vor. Er nahm auch meine Hände, so das ich ihn umarmte und sagte: “Fest!" Und wenn ich eine Hand wegnahm, um die Räder zu drehen, kehrte er sie zurück und wiederholte: „Fest sollst Du machen!“. Ich habe ihn fest gedrückt und dachte an den Jungen, der auch früher auf meinen Arm wollte und „Fest!“ forderte. Der andere Waise namens Andrüschka, wurde bei uns in der Hämatologieabteilung behandelt. Andrüschka hat jetzt eine liebende Familie im Ausland. Und die neue Mama umarmt den Jungen bestimmt so lange und so fest, wie er dass will. Aber Jurtschik hat leider noch keine Familie und ob er sie haben wird, ist fraglich, denn in den letzten 40 Jahren wurde kein Kind aus Kalinovka adoptiert. Diese Tatsache stellt uns vor eine große Herausforderung, die wir, wie man sehen kann, bereits angenommen haben.
Noch viele Bilder waren in meinem Kopf, während wir der Rückfahrt nach Saporozhje auf der dunklen Autobahn waren. Ich dachte an die Einzelheiten und daran, was ich über diesen Tag schreiben konnte. Es war irgendwie anders als ich überlegte, wie ich über alles schreiben soll: Über „Kalinovka“, über die Kinder, über „das Familienkinderheim“, über die Probleme und die Lösungswege, die wir sehen. Wie muss man darüber schreiben, um die Herzen der Leser und der Spender zu berühren?! Zumal die Eröffnung des Heimes ein großer, aber nur erster Schritt in der Realisierung des Projektes zur Errichtung eines Familienkinderheimes ist. Damit unser unglaublicher Traum vollständig in Erfüllung geht, sind noch weitere Schritte erforderlich. Wir brauchen mehr Erzieher, Fachärzte für Rehabilitation, Logopäden, pädagogisches Spielzeug, Lernmaterialien, einen Spielplatz... ja, wir brauchen noch vieles mehr, und „vieles“ kostet Geld. Das heißt, dass wir nach wie vor Hilfe und Unterstützung von allen Menschen brauchen, für die das Schicksal bedürftiger Kinder ein persönliches Anliegen ist. Selbstverständlich mit Rücksicht auf die vorhandenen Möglichkeiten des potentiellen Spenders (m/w). Und diese Hilfe brauchen insbesondere behinderte Waisen, aber auch elternlose Kinder ohne Einschränkungen in der Entwicklung und Fortbewegung. Diese Hilfe brauchen der mitdenkende Sascha, der in seinem Körper gefangene Löscha, der wissbegieriger Serözha, der ohne Beine und Arme mit seinem Spielzeug klarkommende Löscha, der liebevolle Jurtschik und noch vier andere Jungs.
Ich fuhr nach Hause und dachte: „Wie glücklich bin ich doch! Ich fahre nach Hause, wo meine Eltern auf mich warten, die mich trotz meiner Behinderung mögen und die bestimmt mich umarmen werden, wenn ich nach dem anstrengenden Arbeitstag ins Haus kommen werde. Wie toll ist es, wenn man so was hat!“. Mir kam auch in den Sinn, dass so ein Glück eine große Verantwortung ist. Weil man das eigene Glück und Wohlsein verstärken oder auch doch teilen kann. So können wir unserem Mitmenschen helfen, auch mal glücklicher zu werden. Was wir mit unserem Glück machen, können nur wir selbst entscheiden, nur nicht immer wollen wir „teilen“. Irgendwie schade, denn wenn wir einem Menschen helfen, der ein schwierigeres Leben zu führen hat, wird unser Glück nicht kleiner, sondern vermehrt sich! Ja, das ist wirklich ein klasse Gefühl, die Menschen, die in deiner Nähe sind, ein bisschen glücklicher zu machen! Die Welt ein bisschen besser zu machen, für alle!
Das gemütliche Zuhause für die Kinder von “Kalinovka” herzurichten, haben geholfen:
- BWT Group, Saporozhje
- COMUNIDAD HUMANA, Portugal
- Deb Showalter, USA
- David Sudermann, USA
- Eleanore Kids charity, USA
- Future Youth Project, Großbritannien
- Irina A. Belova-Nathe, USA
- Joel Smith, USA
- Stephen Kish, USA
- Ukraine Charity, Großbritannien
- Anna Zubrizkaja, Kiew
- Inna Klimenko, Kiew
- Beratungsgruppe "Bagira" GmbH, Moskau
- Fix Trade GmbH, Ukraine
- Anna Oreschnikova, Odessa
- Pavel K., Saporozhje
- Födor Saplaschenko, Kiew
- Supermarktnetz «Jeva», Dnepropetrovsk
- Supermarktnetz «Prostor»
- Irina Solop, Ukraine
- Stomatologiezentrum "Metallkeramik", Saporozhje
- Tatjana, Holand
- Tatjana Schapovalova, USA
- Slava und Natascha Jarmolenko, Deutschland
- die Bauunternehmen Dolgov und Mikscha
Nochmals vielen herzlichen Dank!
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